Der Selbstversorger




Selbstversorger

Ha, ha, ha, als ob ich mich nicht
selbst versorgen könnte!!!!




Meine Frau war verreist mitsamt den Gören,
da musste ich mich sechs Tage lang selbst ernähren.
Nun war ich endlich mal Herr im Haus!
Mein Tagebuch sah wie folgt also aus:



Montag

Ich dachte, zu Beginn mach ich 'ne einfache Chose,
vielleicht Bratkartoffeln mit Zwiebelsoße.
Jedoch das Schälen war mir verhasst,
ich war Großverbraucher nun von Leukoplast.
Bis ich dachte: Mensch, sei doch helle
und iss die Kartoffel gleich mit der Pelle!
Bei Zwiebeln braucht man sich nicht so zu quälen,
man muss sie nur unter Wasser schälen.
So las ich, bin schnell in die Wanne gesunken
und wär' mir den Zwiebeln beinahe ertrunken.
Bei Soßen, da soll man vor anderen Sachen,
laut Kochbuch zuerst eine Mehlschwitze machen.
Drum nahm ich schnell das Mehl in die Hand
und bin damit sechsmal ums Haus gerannt.
Dann musste ich erschöpft mich nieder hocken,
hab' geschwitzt wie ein Affe, doch das Mehl blieb trocken.
Am Abend bin ich zum Schrank gerannt
und aß trockene Haferflocken aus meiner Hand.
Lag verzweifelt im Bett und dachte voll Sorgen:
"Junge, Junge, was koch' ich denn morgen?"


Dienstag

Zwei Köpfe Salat hab' ich nach Hause gebracht,
einen davon hab' ich gleich fertig gemacht,
hab' auch noch eine dicke Schnecke entfernt
und die äußeren Blätter- gelernt ist gelernt!
Doch als ich dann kaute, da knirschte der Sand,
als ob ich spazieren ging am Ostseestrand.
Im Kochbuch las ich: Salat muss man waschen.
Als Saubermann bin ich ja keiner der Laschen.
Ja, und gleich hat die Sache prima gefluppt.
Ich hab jedes Blatt dann mit Seife beschrubbt.
Aber irgendwie war das auch nicht gesund,
denn beim Essen stand mir der Schaum vor dem Mund.
Da knallte ich wütend den Salat an die Wand,
und aß trockene Haferflocken aus meiner Hand,
lag schäumend im Bett und dachte voll Sorgen:
"Junge, Junge; was koch' ich denn morgen?"


Mittwoch

Heut, so dachte ich, da musst du versuchen,
zu backen den prima Pfannekuchen.
Das Mehl zu vermengen, das ist nicht so schwer,
doch dann kam schließlich das große Malheur!
Denn es kommt darauf an, mit geschickten Händen,
den Pfannkuchen per Salto in der Luft zu wenden.
Und ihn dann vor allen Dingen
wieder heil und ganz in die Pfanne zu bringen.
Zunächst war er ganz lieblich anzuschaun,
er war oben hell und unten schön braun.
Ich nahm die Pfanne - welch lieblicher Duft -
und warf den Pfannkuchen hoch in die Luft.
Doch er ist leider nicht wieder runter gekommen,
er hat auf dem Kühlschrank Platz genommen.
Beim zweiten dacht ich: Jetzt kommt es drauf an.
Zeig wer du bist und sei mal ein Mann!
Ich warf ihn fix hoch - und dann die Blamage,
er fiel mir von oben genau auf die Nase.
Den Schmerz hab ich stundenlang deutlich gefühlt
und mit Salatöl mein Gesicht schnell gekühlt.
Am Abend bin ich zum Schrank gerannt
und aß Haferflocken aus meiner Hand,
lag stöhnend im Bett und dachte voll Sorgen:
"Junge, Junge, was koch' ich denn morgen?"


Donnerstag

Heut morgen studiert' ich das Kochbuch ganz fleißig
und las dabei auf Seite fünfunddreißig:
Der Apfel im Schlafrock, bekömmlich und fein.
Ei, dachte ich, das dürfte das Richtige sein.
Ich habe dann hurtig den Teig neu gemacht
und vor Freude so still vor mich hingelacht.
So ist es, wenn man was Schönes mal denkt,
ich habe einen Apfel in den Teig gemengt.
Dann schob ich ihn in den Ofen hinein
und schlief vor Erschöpfung gleich daraufhin ein.
Abends der Mond schien so hell in die Kammer
dacht' ich an den Apfel im Pyjama voll Jammer.
Ich holte ihn raus und dachte: Mensch Alter,
der steckt ja in 'ner Rüstung vom Mittelalter.
Was sollte ich machen, es wurd' immer bunter.
Ich kriegte den Apfel im Schlafrock nicht runter.
Da bin ich wieder zum Schrank gerannt
und aß trockene Haferflocken aus meiner Hand.
Lag hungrig im Bett und dachte voll Sorgen:
"Junge, Junge; was koch' ich denn morgen?"


Freitag

Freitag gibt's Fisch, so will es die Sitte.
Drum lenkte zur Fischhandlung ich meine Schritte.
Zwei Bücklinge hab' ich nach Haus' gebracht,
sie ausgenommen und eingemacht.
Doch nach zwei Stunden, da wurde mir klar,
dass dies das Rezept ja für Salzheringe war.
Nach dieser Pleite da wurde ich schlau,
ich kaufte einen riesigen Kabeljau.
Im Kochbuch las ich: Den Fisch schreckt man ab.
Die Anweisung schien mir doch etwas knapp.
Drum hab ich den Fisch auf den Stuhl hingelegt
und mich dann ganz leise nach draußen bewegt,
hab mir das Gesicht ganz schwarz eingerieben
und noch einen Knüppel aufgetrieben.
Danach ging ich rein, macht' die Tür leise zu,
sprang hoch vor dem Stuhl und brüllte laut: Buh!!
Doch der Kabeljau hat sich kein bisschen gerührt,
ich hab es im ganzen achtmal noch probiert.
Zur Nacht ließ ich ihn in den Mülleimer sinken,
doch er erschreckte sich nicht, er fing an zu stinken.
Am Abend bin ich zum Schrank gerannt
und aß Haferflocken aus meiner Hand.
Lag hungrig im Bett und dachte voll Sorgen:
"Junge, Junge, was koch' ich denn morgen?"


Sonnabend

Ich dacht' mir, jetzt kochst du was einfaches mal.
Auf Eiergerichte, da fiel meine Wahl.
Ich suchte die schönsten Landeier aus,
warf sie in den Topf - zehn liefen gleich aus,
die hab' ich dann durch neue ersetzt
und danach die Kochzeit abgeschätzt.
Wie dumm sind die Frauen, das wurde mir klar,
in fünf Minuten sind soviel Eier nicht gar.
Nach einer Stunde da stand ich fast Kopf,
da klebten die Eier wie Muscheln im Topf.
Doch gab ich die Sache noch keineswegs auf,
ich goss immer neues Wasser darauf.
Fünf Stunden lang dauerte noch dieser Kampf.
Die Küche war neblig vom vielen Wasserdampf.
Dann endlich bekam ich Ärmster es mit,
es waren keine Eier mehr, es war nur Granit.
Am Abend bin ich zum Schrank dann gerannt
und aß trockene Haferflocken aus meiner Hand.
Lag im Bett und dachte ohne viel Sorgen:
"Ein Glück nur, wie schön ist's, die Frau kommt doch morgen!"


Die Geschichte des armen Selbstversorgers schickte mir Mirjam T.


Hier geht es zur Druckversion als pdf-Datei     Klick mich