Tintenhühner torpedieren die Lachmuskeln

5. November 2018



Das Baumhaus-Kabarett lieferte sich der neuen Technik aus

Dorsten
Das zweite Programm der Kabarett-Truppe aus dem Cornelia-Funke-Baumhaus beschäftigt sich amüsant mit der Technologie der Neuzeit.
lm letzten Jahr haben sie eingeschlagen wie eine Bombe am Dorstener Kabaretthimmel - die "Tintenhühner". Die geplante Premiere war sofort ausverkauft, drei weitere Veranstaltungen mussten kurzfristig terminiert werden, um die große Nachfrage zu bedienen. Die "Tintenhühner", das sind Dorstener, die sich im Cornelia-Funke-Baumhaus, dem Verein zur Förderung lebendiger Lesekultur, engagieren und einfach einmal Lust hatten, selbst etwas auf die Bühne zu zaubern.
Beate Robert, Anne Pitz-Fleischer, Christa Möller, Lisa Ulfkotte, Lambert Lütkenhorst, Klaus-Dieter Krause, Hans-Georg Karl, Manfred Lauffs, Bertold Hanck und Jochen Rudolf haben in diesem Jahr von vorneherein vier Termine geplant, am Samstag war Premiere des nun zweiten Programms.
"Schöne neue Welt - durchs digitale Dorsten" hieß es, zweimal sechzig Minuten geballte Komik rund um die Themen Smartphone, Automatisierung des Alltags oder Überwachung. Die Turbulenz begann mit einer hektischen Pokémon-Suche, Robert, Fleischer und Möller drängten sich mit ihren Mobiltelefonen in den Händen durch die Reihen der 60 Zuschauer im pickepackevollen Baumhaus. "Bei uns hieß das früher Schnitzeljagd", stellten sie amüsant in einem Strophenlied fest. Zu den Noten von "Seasons in the sun" gab es Erinnerungen an die gute alte Zeit. "An der Pinnwand waren Fotos dran, das war unser Instagram" und "Amazon analog war der Quelle-Katalog".
Etwas dosierte Schleichwerbung, aber es gab auch echte Werbung. TTV-Einspieler. TTV? Das ist das Tintenhühner-TV, und das sendete Spots zum Beispiel zur Anpreisung eines Haarwuchsmittels. Einfach köstlich. Die zehn Laiendarsteller, - Autoren, - Filmemacher legten beachtliche Kompetenz in dem selbst geschriebenen und arrangierten Programm an den Tag. Die Kurzfilme waren witzig, die Sketche nicht nur lustig, sondern auch tiefsinnig.
Das Für und Wider
Wie weit der Überwachungsstaat führen könnte, wenn überall Kameras hängen, zeigte die "DÜPO", die Dorstener Überwachungspolizei, Klaus-Dieter Krause, alias Herr Unschuldsengel, war selbst im eigenen Auto nicht sicher. Ein herrlicher Abend, der mit Schmunzeln das Für und Wider der modernen Technik ausleuchtete, ohne ein banales "Früher war alles besser" zu propagieren. Chapeau. Alle drei Folgetermine sind schon ausverkauft.

Tintenhühner 2018
Frühstück bei Familie Schniedelkötter - drei Generationen und sechs Meinungen, da kommt einiges auf den Tisch.
TEXT: BARBARA SEPPI       FOTO: KLAPSING-REICH