Gartenlesung im Jüdischen Museum

8. Juli 2018



Witze, laut und geflüstert

DORSTEN
Der Auftakt der Veranstaltungsreihe "Gartenlesung" am Sonntagabend im Jüdischen Museum war ein voller Erfolg.
Fünf Verbalprofis hatten sich am Sonntag zur Premiere im Garten des Jüdischen Museums eingefunden, um den zahlreichen Besuchern den Witz und seine Geschichte nahezubringen.
Die Protagonisten Hans-Georg Karl, Klaus-Dieter Krause, Bertold Hanck, Manfred Lauffs und Wolfgang Gorniak waren den meisten Zuhörern bereits aus anderen Projekten bekannt. Ob politischer Witz, Gartenwitz oder jüdischer Witz - die fünf führten professionell in das Thema ein, erzählten anregend zur Freude der Zuhörer Witze verschiedener Genres und brachten das Publikum zum Lachen. Hans-Georg Karl erinnerte sich an die Findungsphase: "Das ist unsere erste Gartenlesung. Wir wollen das einfach mal ausprobieren, denn heitere, humorige Geschichten kommen gut an. Die Hauptarbeit hat Klaus-Dieter Krause gemacht, doch jeder von uns hat seinen Lieblingswitz."
An Tischen stehend gaben sie sofort Vollgas und hatten das Publikum schnell im humoristischen Griff. Gestartet wurde mit einem geschichtlichen Abriss über die Entstehung von Witzen, aufgelockert von den ersten Schenkelklopfern, die den Zuhörern vor Lachen die Tränen in die Augen trieben.
Die fünf spielten sich die Verbalbälle zu und resümierten: "Nichts charakterisiert den Menschen so sehr, wie das, worüber er lacht." Dabei zeigte sich, dass der Witz nicht nur eine unterhaltsame, lustige Seite hat, sondern im Fall der Flüsterwitze über die jeweils politischen Mächtigen erhebliche Strafen nach sich zog. Die fünf erläuterten, dass der "Flüsterwitz" immer das Hilfsmittel der Unterdrückten war. Er fand sich in Diktaturen, wie bei den Nazis und in der DDR, und half den Menschen, Luft abzulassen. Es galt: Je größer der politische Druck, desto größer wurde das Witze-Repertoire - und auch die Bestrafung dafür.
Nach der Pause folgte der Einstieg im Gartenambiente in den jüdischen Witz. Der hat seine stilistischen Besonderheiten und half dem verfolgten Volk trotz aller Repressalien, das Leben erträglich zu machen. Die manchmal verblüffende bodenständige Einfachheit mit großem Tiefgang traf erfrischend das humoristische Verständnis der Zuschauer. Dabei wurde der Witz auch zum Spott. Abstecher in die politische Gegenwart, manchmal böse, doch überwiegend heiter, stellten die aktuell Mächtigen wie Trump und Putin genüsslich ironisch in das humoristische Scheinwerferlicht. Herzliche, laute Lacher des Publikums waren die Antwort. Zum Schluss ließen es sich die Akteure nicht nehmen, ihren eigenen Lieblingswitz vorzutragen.
Eine gelungene Premiere, die neugierig auf die weiteren Auftritte in fremden Gärten macht.

Gartenlesung 2018
Das witzige Gartenquintett (v.l.): Bertold Hanck, Manfred Lauffs, Klaus-D. Krause, Wolfgang Gorniak und Hans-Georg Karl.

TEXT / RN-FOTO ANDREAS HOFMANN
Dorstener Zeitung vom 10. Juli 2018